Die Zukunft der Arbeit: Neue Technologien, neue Werte und Kollaboration
Informations- und Kommunikationstechnologien sind in der Arbeitswelt
allgegenwärtig. Sie durchdringen und verdrängen zunehmend die
klassische Industrie- und Büroarbeit. Die Digitalisierung macht das
Wissen zur zentralen Ressource. Es entstehen flexible und mobile
Arbeitsverhältnisse und neue Formen der Zusammenarbeit, die Wirtschaft,
Unternehmen und jeden Einzelnen vor neue Herausforderungen stellen.
Till Breitung
Pressearbeit
Münchner Kreis
15.10.2013, 10:41
München, 15. Oktober 2013 – Auf einer Konferenz des MÜNCHNER KREIS
haben rund 130 Experten die Auswirkungen der Digitalisierung auf unser
zukünftiges Arbeiten diskutiert. Deutschland wurden dabei überraschend
gute Chancen eingeräumt. „Der Erfolg von Arbeit wird immer mehr dadurch
definiert, wie kooperativ und kreativ Wissensarbeiter sind und wie
intelligent sie sich vernetzen“, sagte Prof. Arnold Picot,
Vorstandsvorsitzender des MÜNCHNER KREIS. Das Verständnis von und für
neue Strukturen der Arbeit sei Ausschlag gebend. Und dieses Verständnis
wachse vor allem in Ländern mit hohem Bildungsniveau, in denen das
Wissen die wichtigste verfügbare Ressource ist.
Die Informations- und Kommunikationstechnologien verändern die
berufliche Zusammensetzung des Arbeitsmarktes. Produktionsarbeiter und
Bürofachkräfte, deren Tätigkeiten durch präzise definierte
Routineabläufe bestimmt sind, werden zunehmend durch Maschinen ersetzt.
Dagegen expandieren Berufe, die Kreativität, Umgang mit Menschen oder
visuelles und räumliches Anpassungsvermögen verlangen. „Zu den
Wachstumsberufen gehören sowohl gut bezahlte Manager als auch
Niedriglohnarbeiter im Gastgewerbe, während viele von Computern
verdrängte Berufe in der Mitte des Einkommensspektrums liegen. Der
technologische Wandel führt somit zu einer Polarisierung der
Arbeitswelt“, gab Prof. David Dorn vom Center for Monetary and Financial
Studies in Madrid zu bedenken.
Einige Aufgaben und Probleme, die für Menschen relativ einfach zu lösen
sind, können derzeit jedoch selbst von moderner Technologie noch nicht
algorithmisch bewältigt werden. Hierzu zählen mitunter Text- und
Bilderkennung, das Verifizieren, Analysieren und Kategorisieren von
Videoinhalten, das Schaffen von Wissen, das Verbessern und Kreieren von
Produkten oder wissenschaftliche Forschung. Beim Crowdsourcing werden
solche Aufgaben nun auf die Intelligenz und die Arbeitskraft einer
großen Anzahl zunächst unbekannter Freiwilliger im Internet ausgelagert.
„Die Unternehmen haben hierbei Zugriff auf eine Masse von Menschen, die
ihnen im Unternehmen nicht zur Verfügung stehen würden. Durch
Crowdsourcing entsteht jedoch auch eine Vielzahl organisatorischer und
wissenschaftlicher Herausforderungen aus unterschiedlichsten Disziplinen
der Informatik, wie das Schaffen von Anreizen für die Arbeiter und die
Qualitätssicherung der durchgeführten Arbeiten“, merkte Prof. Phuoc
Tran-Gia von der Universität Würzburg an.
Prof. Thomas W. Malone von der MIT Sloan School of Management war der
Konferenz des MÜNCHNER KREIS per Livestream zugeschaltet. Er erklärte,
wie das Zusammenwirken technologischer und ökonomischer
Rahmenbedingungen bereits heute weit reichende Veränderungen in
Organisationen und Unternehmen ermöglicht. Insbesondere die ständig
sinkenden Kosten der Kommunikation erlaubten einen Wandel der
Arbeitsorganisation, dessen Tragweite er mit dem demokratischen Wandel
von Staaten verglich. Malone stellte ein globales Projekt des von ihm
geleiteten Center for Collective Intelligence vor, das sich die
Erarbeitung von Lösungsvorschlägen für die drängenden Probleme des
Klimawandels zum Ziel gesetzt hat. Im Climate CoLab brechen Experten
unterschiedlicher Wissensgebiete und Herkunft die genauso komplexen wie
bedrohlichen ökologischen Herausforderungen des Klimawandels auf seine
Teilaspekte herunter. In virtuellen Diskussionsforen, gemeinsam
geführten digitalen Ideenmagazinen und Computersimulationen erarbeitet
hier eine Vielzahl internationaler Expertenteams gemeinsam Vorschläge
für tragfähige Lösungen. Mehrheitsabstimmungen, die Aufteilung in
Lösungs- und Kontrollfunktionen sowie das Prinzip der
Expertenbeurteilung erzeugten dabei eine kollektive Intelligenz, die
deutlich über dem Durchschnitt der individuellen Intelligenz der
Teammitglieder läge, erklärte Malone. Entsprechend hoch sei daher auch
die Qualität der Handlungsempfehlungen und der Vorschläge für die
politische Entscheidungsfindung.
Traditionelle, hierarchisch strukturierte Organisationen, die auf
Weisung und Kontrolle basieren, sind den informationstechnologisch
gestützten Arbeitsformen und neuen Werthaltungen oft nicht mehr
angemessen. „Die Entwicklung der Organisationen hält mit diesem Wandel
der Arbeit oft nicht Schritt. Managementgesteuerte Organisationen
erweisen sich als zu langsam, zu unflexibel, zu fehleranfällig“,
erklärte Winfried Kretschmer, Chefredakteur von changeX. Die
Herausforderung läge heute darin, neue Modelle für hochgradig
anpassungsfähige, extrem innovative und inspirierende Organisationen und
deren Führung zu entwickeln. „Mit dem WorldWideWeb entstehen neue
Werkzeuge der Kooperation, die mit den alten Strukturen nicht mehr
kompatibel sind und andere Formen der Kollaboration erfordern“, so
Kretschmer. „Flexibilisierte Arbeitszeiten, Arbeitsorte, das
Zusammenwachsen von Arbeits- und Freizeit sowie zunehmend heterogene
Teams verlangen überdies andere Integrationsarbeit und
Koordinationsmechanismen, die auch Multikulturalität bewältigen“,
ergänzte Dr. Josephine Hofmann vom Fraunhofer IAO.
Ausgehend von den sich rasch weiterentwickelnden Technologien fasste
Wolfgang Wopperer vom Hamburger Tech-Inkubator mindmatters die
Herausforderungen an ein neues Verständnis von Arbeit zusammen: „Will
man Charakter und Reichweite der Veränderungen verstehen und ein klares
Bild von künftigen Arbeitsformen gewinnen, sind drei Aspekte zu
verstehen: Was bedeutet es, wenn Daten und Code statt physischer
Produkte Basis und Mittel der Wertschöpfung werden? Wie sind diese
faktisch und juristisch verfasst – sind unsere althergebrachten Regeln
für Eigentum und Zugang noch angemessen? Und welche Arten der
Zusammenarbeit bringen diese Rahmenbedingungen hervor?“
Über den MÜNCHNER KREIS:
Der MÜNCHNER KREIS ist eine gemeinnützige übernationale Vereinigung für
Kommunikationsforschung. An der Nahtstelle von Politik, Wissenschaft,
Wirtschaft und Medien befasst er sich mit Fragen der Technologie, der
Gesellschaft, der Ökonomie und der Regulierung im Bereich von
Informations- und Kommunikationstechniken sowie der Medien. Er begleitet
und fördert die Entwicklung der Informationsgesellschaft in
verantwortungsvoller Weise und wirkt an der Verbesserung der
Rahmenbedingungen durch wissenschaftlich qualifizierte Beiträge und
sachlichen Dialog konstruktiv mit. www.muenchner-kreis.de
Pressekontakt:
Till Breitung
Sky Communications
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Tel: +49 (0)30 8613605
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Weitere Informationen:http://www.muenchner-kreis.de
Nota.
Ich vermisse in dem Ergebnisbericht das Wort Prekariat, Sie nicht?
JE
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