Samstag, 14. September 2019

Ihr müsst bloß ganz aus euch herausgehn!


aus spektrum.de, 12.09.2019

Extravertiert macht glücklich
Wer sich bewusst extravertiert verhält, erlebt mehr positive Emotionen. Introversion scheint gute Gefühle hingegen zu dämpfen.

von Daniela Zeibig

Extravertiertes Verhalten macht uns offenbar zufriedener. Das berichten Seth Margolis und Sonja Lyubomirsky von der University of California im Fachmagazin »Journal of Experimental Psychology: General«. Die Wissenschaftler rekrutierten 131 Versuchspersonen und baten sie, zwei Wochen lang ihr Verhalten zu ändern: Die eine Hälfte der Teilnehmer wurde dazu aufgefordert, sich zunächst sieben Tage lang besonders gesprächig, spontan und selbstbewusst zu geben. In der darauffolgenden Woche sollten die Probanden dann ruhiger und zurückhaltender sein als üblich. Die übrigen Freiwilligen absolvierten den Versuch in der umgekehrten Reihenfolge. Damit sie ihre Aufgabe nicht vergaßen, wurden sie von den Forscher zwischendurch immer wieder daran erinnert.

Während ihrer »extravertierten Woche« erlebten die Probanden im Schnitt mehr positive Emotionen als üblich, wie regelmäßige Befragungen offenbarten. Sollten sie sich introvertiert verhalten, zeigte sich genau das umgekehrte Muster: Nun berichteten die Teilnehmer seltener von guten Gefühlen. Negative Gefühle nahmen hingegen unter beiden Versuchsbedingungen ab.

Der Zusammenhang zwischen Extraversion und Zufriedenheit ist nicht neu: Schon in der Vergangenheit entdeckten Psychologen, dass Menschen mit einer nach außen gewandten Persönlichkeit tendenziell auch glücklicher sind. Ob das eine das andere bedingt, war jedoch lange unklar. 2018 fanden Wissenschaftler um Rowan Jacques-Hamilton von der University of Melbourne in einem ähnlichen Experiment schließlich Hinweise darauf, dass sich das Wohlbefinden tatsächlich verbessern könnte, wenn man für eine gewisse Zeit etwas mehr aus sich herauskommt.

Die Ergebnisse von Margolis und Lyubomirsky stützen diese Annahme nun. Damit sei das Thema aber noch längst nicht abschließend ergründet, sagen die Forscher. So ist etwa noch unklar, wie sich individuelle Charakterunterschiede auf den Erfolg der Intervention auswirken. Außerdem wollten die Wissenschaftler herausfinden, welcher Aspekt der Extraversion genau geselligen Menschen einen Glückskick verleiht. 


Nota. - Wenn das größte Glück der größten Zahl tatsächlich der politische Zweck schlechthin wäre, müsste die Pädagogik nach Obigem alle Heranwachsenden dazu drängen, möglichst jederzeit aus sich herauszugehen und sich nur keinen Zwang anzutun. - Ob sie sich dann wirklich alle wohlfühlten? Ich stelle mir das Resultat ganz schrecklich vor, und wenn ich tief in mich hineinhöre, kommt mir so eine Ahnunng, als ob in den vergangenen Jahrzehnten nach diesem Prinzip längst erzogen wurde. Wenn ich mich dann  umhörche, höre ich fast nichts als Klagen, und besonders glücklich wirkt kaum mal einer.

Woran liegts? War das obige Experiment kurzsichtig, oder ist das größte Glück Aller nicht das Glück der größ- ten Zahl?
JE

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