Montag, 11. November 2019

Was zu vermeiden war.

 
Sie habe Macron im Regen stehen lassen, hieß es. Endlich habe mal ein Verantwortlicher außerhalb Deutschlands das europäische Banner hoch in den Wind gehalten, da sei Merkel ganz still geworden und beiseite getreten.

Also dass sie ihm nicht die Show stehlen wollte, war ganz in Ordnung. Es hatte ja wirklich eine Weile gebraucht, bis auch die Franzosen Interesse an Europa angemeldet haben, da sollte sie ihnen doch nicht in den Weg treten, und ganz alleine an der Spitze stehen und das Gemoser der Nachzügler auf sich ziehen, mag ihr auf die Dauer leid ge- wesen sein.

Aber so bestimmt, dass man oder frau sagen konnten, was sie da im Besondern unterstützten, waren seine Vor- schläge dann auch wieder nicht. Sie waren nicht so, dass man sich darunter etwas vorstellen konnte, es waren Schlag- worte, denen man kaum widersprechen kann, für die man (oder frau) sich aber nicht anders einsetzen konnte als wieder bloß mit den Lippen. Und genau das hätte Europa gerade nicht gedient, sondern lediglich Macrons Perso- nalhype.

Der Verdacht, dass  ihm darum mehr zu tun ist als um Europa, schwebt ja in der Luft, seit er sich zu einer politi- schen Größe stilisiert hat. Ein Selfmade-man, ja, das geht in Ordnung, nachdem sich die politische Klasse Frank- reichs (aus der er freilich stammt) bis auf die Knochen blamiert hat. Und die gesellschaftliche Kraft, die er für seinen Erfolg bräuchte, müsste er hinter einem
in Ausübung seiner präsidialen Macht deutlich gewordenen politischen Pro- gramm versammeln, das über die Rivalitäten der Clans und Parteiapparate hinausgreift.

Doch meiner Treu, ein solches ist bislang nicht zu erkennen. Innenpolitisch hat er mit der Hand in den Mund re- giert, ein bisschen selbstherrlich und überheblich, und als er dort steifen Gegenwind erhalten hat, hat er sich in französisch-bonapartistischer Manier der Außenpolitik zugewandt. Und weil er auch da nicht den Applaus findet, der bis nach Frankreich zurückschallen könnte, ist er nun eingeschnappt.  

Es ist gut, dass die deutsche Kanzlerin sich nicht zu sehr mit ihm kompromittiert hat




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