Donnerstag, 25. März 2021

Kontrafaktisch.

 

Ganz allein ihre Schuld sei das Tohuwabohu um Ostern - und kaum einer versteht sie falsch: Sie will sagen, ich kann schließlich nicht alles alleine machen. Das dürfte ihr schon vor länge-em auf-gefallen sein, aber sie hat nie einen passenden Zeitpunkt gefunden, es öffentlich aus-zusprechen. Spitze Zungen sagen ja, da läge auch gar nicht in ihrem Naturell, vielmehr habe sie über die Jahre selber den Eindruck erweckt, sie könne alles alleine machen - und sich so eventuelle Mitbewerber vom Hals gehalten.

Insofern ist die Koinzidenz von Osterchaos und Maskenaffäre gar kein Zufall. Die Union sei im freien Fall, lesen wir allenthalben. Und das ist die Stelle, wo ihre One-woman-Show am falschesten war. Denn da ging es, Frau Merkel, gar nicht um Ihre Person und Performance, sondern um die Vorbereitung Deutschlands auf die Aufgaben, die Europa und die Welt unse-rer heranwachsenden Generation stellen werden.

Die Aufgabe des politischen Führungspersonals war es, das deutsche Parteiengefüge aus der Zwangsjacke der Verträge von Jalta zu befreien, aus einer obsoleten Polarisierung zu lösen und um eine Achse herum neu zu gruppieren. In der Luft hing diese Erfordernis eigentlich seit dem Mauerfall, doch richtig akut wurde sie dann mit der Flüchtlingskrise. Ganz allein ihre Schuld, das damals nicht mit der gebotenen Klarheit erkannt zu haben. Ganz allein ihre, weil sie da ja schon alle möglichen Kronprinzen und -prinzessinnen, die sich hätten profilieren können, indem sie ihr zur Hand gingen, weggebissen hatte.

Dafür, Frau Merkel, werden Sie sich eines Tages entschuldigen müssen. Es ging nicht darum, Ihnen und damit der CDU das Kanzleramt zu erhalten; sondern zu erhalten, dass sie es wert war: Und das steht inzwischen in Frage.

 

 

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