Donnerstag, 17. Oktober 2019
#ErAuch.
"Der hat einen Ausdruck gesagt!" hieß es zu meiner Zeit im Kindergarten, und ohne Verzuug bekam der Beklagte von der Tante ein Pflaster auf den Mund, so dass er nicht mal widersprechen konnte.
Das ist nun lange her, im Kindergarten wär es heute undenkbar. Doch im Großen und Ganzen sind wir bald wieder so weit. Da bekommt einer einen Literaturpreis, aber er hat vor Jahren über FRauen mal einen zweideutigen Witz erzählt - ja dann geht's natürlich nicht, es ist ein Unwürdiger!
Für den Friedensnobelpreis hat niemand Peter Handke vorgeschlagen, das ist ein politischer Preis, da wär's auf seine politischen Äußerungen angekommen, und nicht erst unter anderm, sondern ganz am Anfang.
Nein, er hat die Ethnischen Säuberungen in Bosnien nicht befürwortet, es hat sie geleugnet. Namentlich hat er ge- leugnet, dass sie mit dem Holokaust vergleichbar wären, und da zumindest hatte er Recht - und auch ihre Leugnung ist es nicht. Dass man ihn mit Politik in Ruhe lassen soll, fällt ihm recht spät ein, doch besser spät als nie. Dass ein Literat die Grenze zur Politik überschreitet, steht ihm nicht zu und disqualifiert ihn, wenn er kein zusätzliches Man- dat aufweisen kann, politisch. Literarisch ist es ohne Belang. Wenn sich aber Politik in die Literatur - oder irgend eine andere Kunst - einmischt, ist das an und für sich verwerflich, und alle Freunde der Freiheit werden rufen: Wehret den Anfängen!
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Soviel für heute in Sachen Feuilleton.
Ein ernstes Politikum ist dagegen, dass Bernd Lucke in Hamburg seine Vorlesungen nicht wieder aufnehmen kann. Die akademische Freiheit in Amerika können wir nicht hier verteidigen. Aber die in Deutschland müssen wir schon selbst verteidigen, wer denn sonst?
Und zwar haben wir dazu einen zwiefachen Grund. Denn sonst kommen kurzsichtige Freiheitsfreunde in die Versu- chung, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben. Das könnte unterm Strich grad so viele Stimmen ausmachen, wie gereicht haben, um Donald Trump doch noch zum Präsidenten zu küren.
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