Mittwoch, 18. November 2020
Germaniens düstere Wälder.
... anhand von in Sedimenten eingelagerten Pollen lässt sich vielerorts rekonstruieren, wann wo welche Pflanzengruppen vorherrschten. Und im Germanien der Eisenzeit war das vor allem die Buche (Fagus sylvatica), die mit ihrem dichten Blätterdach den Wäldern dort jene besonde-re Düsternis verliehen haben muss. Die Gattung Fagus dominierte dabei im regenreichen We-sten Germaniens („in Richtung Gallien ist es feuchter“, schreibt Tacitus). Im Osten hatte sich eher die mit den Birken verwandte Hainbuche (Carpinus betulus) breitgemacht, da sie die dort zumeist kälteren Winter besser übersteht. In staunassen Niederungen allerdings, den „hässli-chen Sümpfen“ bei Tacitus, wo Buchen nicht wachsen, hatten sich Erlen gehalten.
Tatsächlich waren die eisenzeitlichen Buchenwälder keineswegs immer schon da, seit das Ende der Eiszeit eine Wiederbewaldung Mitteleuropas ermöglichte. Es waren keine Urwälder. Noch in der früheren Jungsteinzeit, bis etwa 4000 v. Chr., hatten Eichenmischwälder das Land be-deckt. Diese waren lichter und damit nicht nur landschaftlich einladender, sondern auch ar-tenreicher. Eines der archäobotanischen Signale, die den Niedergang der Eichenmischwälder dokumentieren, ist der Rückgang an Pollen der Haselnusssträucher, denen die Buchen zuneh-mend das Licht nahmen.
Schuld daran war letztlich der Mensch. Denn offenbar hat sich die Buche erst als eine Folge menschlicher Agraraktivität ausgebreitet. „Tatsächlich sind die für den steinzeitlichen Acker-bau geeigneten Flächen auch für Buchen günstige Standorte“, schreibt Susanne Jahns. „Wurde ein Feld aufgegeben, konnten sich Buchen auf der Brache ansiedeln. Hatten sie sich einmal etabliert, behinderten sie mit ihrem dunklen Kronendach den Aufwuchs der lichtliebenden Bäume des Eichenmischwaldes.“ ...
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