Donnerstag, 5. September 2013

Der wichtigste Beitrag des Christentums zum Abendland war die weltliche Macht seiner Kirche.


Der bedeutendste Beitrag des Christentums zum Abendland war die Verbindung des Monotheismus mit einem sakramentalen Priestertum.

Erst diese Verbindung hat die Entstehung einer Kirche mit universellem Anspruch möglich gemacht. Warum unter den vielen konkurrierenden Religionen des römischen Reichs sich gerade das Christentum durchsetzen konnte, ist eine viel diskutierte Frage. Dass Kaiser Konstantin sich zu dieser Sekte bekehrte, hätte historisch ebenso folgenlos bleiben können, wie das Bekenntnis seines Vorgängers Aurelian zu Sol invictus - das der ja auch zum Staatskult erhoben hatte. Dass es das nicht blieb, hat seinerseits mit dem (etwas zu) universellen Charakter dieser Lehre zu tun.

Als das römische Reich aus einander fiel, blieb als einzig verbindende zivilisierende Instanz in Europa die römische Geistlichkeit zurück. Dass nicht alle römischen Städte jenseits er Alpen von den Barbaren ausradiert wurden, verdanken sie den Bischofssitzen. Ohne sie war das Erbe der antiken Kultur für die neuen germanischen Reiche nicht zu retten. Das erkannte Karl der Große – als die römische Kirche die einzige Macht war, die ihm in Europa noch entgegenstand. Durch das Bündnis mit ihr unterlegte er seinem Reich eine Verwaltungsstruktur, die es vor dem alsbaldigen Zerfall bewahrte, der alle andern germanischen Staatsgründungen traf. Nicht zu reden von der unvergleichlichen Macht, die die Reichsidee durch ihre geistliche Weihe hinzu gewann.


Allerdings machte er das Kaisertum ebenso von der Kirche abhängig, wie diese von ihm, und wie das ausging, ist bekannt.
 
Aber gerade dies macht den abendländischen Sonderweg aus: dass sich das geistige Leben aus der Verquickung mit dem religiösen Glauben befreien konnte, weil sich die weltliche Macht in der Kirche einem Nebenbuhler gegenüber sah, aus dessen Umarmung sie sich lösen und den sie sich zu unterwerfen hatte. Nur im christliche Europa war der Mensch zwei ebenbürtigen Autoritäten zugleich hörig, nirgends sonst war die willige Unterwerfung unter den Herrscher der Welt nur mit bösem Gewissen möglich, nirgends sonst stand der weltliche Geist allezeit unter dem Schutz eines Arms, der ein Schwert hielt.

 
Der sächsische Kurfürst hat Luther beschützt. Zum Dank haben die Lutheraner ihre Landesfürsten zu Landes- bischöfen gemacht. Der Reformation verdankt Europa den Aufbruch ins wissenschaftliche Zeitalter, und verdankt das nördliche Deutschland die selbstgerechte Bigotterie seiner Bürgerschaften, die dort bis heut die Kehlen schnürt.

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